Handchirurgie
Operative Therapie für Knochen, Sehnen und Gelenke
Verletzungen und Erkrankungen an der Hand schränken den Menschen in seiner Arbeitsfähigkeit, Mobilität und Lebensqualität stark ein. Das täglich benötigte Greifen und Halten wird empfindlich gestört durch diverse Schäden, die plötzlich durch Verletzung oder über längere Zeit durch angeborene Krankheiten oder Abnutzung entstehen können. Konservative und chirurgische Behandlungsmethoden gehen daher an unserer Klinik "Hand in Hand" mit dem Ziel, die individuell benötigte Beweglichkeit und Belastbarkeit wiederherzustellen und zu erhalten.
Beispiele aus dem Behandlungsspektrum
Karpaltunnelsyndrom
Beim weit verbreiteten Karpaltunnelsyndrom (KTS) bzw. Carpaltunnelsyndrom (CTS) ist der Mittelnerv im Bereich der Handwurzel eingeengt. Dies betrifft Frauen dreimal häufiger als Männer.
Beschwerden
- anfangs nachts Schmerzen und Gefühlsstörung in den Fingern 1-4 = Daumen bis zum halben Ringfinger
- später auch tags Schmerzen und Muskelabbau.
Behandlung
- konservativ (ohne OP) mit Nachtschiene bei leichten Formen
- operativ durch Spaltung des queren Handgelenksbandes
Operation
Bei der ca. 10-minütigen Operation wird ein kleiner beugeseitig längs verlaufender Hautschnitt am Handgelenk gesetzt und das queren Handgelenksband gespalten. Gegebenenfalls wird eine Drainage gelegt. Nach der Hautnaht bekommt der Patient einen Verband angelegt.
Die Fäden werden nach 13 Tagen entfernt. Der Nerv erholt sich langsam über Wochen bis Monate.
Schnellender Finger / Schnappfinger
Eine Sehnenenge in der Hand verursacht den sogenannten schnellenden Finger, auch bekannt als Schnappfinger, Springfinger oder lateinisch Tendovaginosis stenosans, Tendovaginitis stenosans oder Digitus saltans. Sie entsteht typischerweise durch Übelastung.
Beschwerden
- Beugesehne eines Fingers ist über dem beugeseitigen Fingergrundgelenk verdickt
- Sehne kann dadurch nicht mehr frei durch die röhrenförmige Führung (A1-Ringband) gleiten (sog. Ringband-Engstelle, Stenose).
- Dadurch "Schnappen" des Fingers beim Beugen oder Strecken in die Normalposition
- Zum Strecken muss oft nachgeholfen werden
- Schmerzen
- Keine zuverlässige Feinarbeit möglich, z. B. Spielen eines Musikinstruments
Behandlung
- Ohne OP kaum Abhilfe möglich
- OP: Längs-Spaltung des A1-Ringbandes nach kleinem Hautschnitt
Tendovaginitis stenosans de Quervain / "Hausfrauendaumen"
Diese Sehnenenge betrifft das erste von insgesamt sechs Sehnenfächern am Handrücken. Durch dieses Sehnenfach verlaufen zwei Sehnen: die Sehnen des kurzen Daumenstreckmuskels (Musculus Extensor pollicis brevis) und des langen Daumenabspreizmuskels (abductor pollicis longus). Die Erkrankung wird auch als "Hausfrauendaumen" bezeichnet, da sie bei Frauen und Männern im Verhältnis 8:1 auftritt.
Beschwerden
- Reibung
- Widerstand
- Schmerzen
Behandlung
- operativ durch Längsspaltung des Strecksehenfaches
- nach dem Schweizer Chirurgen: Fritz de Quervain
- kleiner Hautschnitt am Handgelenk
- dadurch Ermöglichung des freien Gleitens der Sehne
Morbus Dupuytren (Fibromatose der Palmarfaszie)
Morbus Dupuytren zählt zum Kreis der Fibromatosen. Die auslösende Ursache ist unklar. Die analoge Erkrankung am Fuß heißt Morbus Ledderhose.
Beschwerden
- Entzündungen und Vernarbungen der Handflächenbindegewebsplatte (Palmarfaszie)
- meistens Ring- oder Kleinfinger betroffen, jedoch an jedem Finger möglich
- Knoten und Stränge an der Innenfläche der Hand
- Einschränkung der Bewegungsfähigkeit in den Fingergrund- und -mittelgelenken (Beugekontraktur)
- variabler Verlauf
Behandlung
operativ durch Ausschneidung
Knochenbruch am Fingerknochen oder Mittelhandknochen
Behandlung
- Ruhigstellung von außen: Oft genügt bei Knochenbrüchen ein Gips oder Cast (Kunststoffschiene), um den Knochen ruhig zu stellen.
- Stabilisierung von innen: In manchen Fällen müssen die Bruch-Enden jedoch durch Osteosynthese mit Schrauben, Metallplatten und Drähten zusammengehalten werden, damit sie wieder gut zusammenwachsen.
- oder beide Verfahren kombiniert
Osteosynthese - Stabilisierung
- anatomische Reposition: Fixierung der zueinander gehörigen Knochenfragmente in einer möglichst normalen Stellung, oft unter mildem Druck, mit Schrauben, Metallplatten und Drähten
- Stabilisierung der Fraktur, z. B. durch zwei oder mehrere Kirschner-Drähte: weniger stabil als die Osteosynthese, daher ist meist eine zusätzlich Schiene nötig; jedoch ist der operative Aufwand geringer und die OP dadurch weniger belastend.
OP-Voraussetzungen
Die individuelle Entscheidung, ob zur Behandlung der Fraktur eine Osteosynthese oder ein Gips verwendet wird, hängt ab
- von der Art der Verletzung (Lokalisation, Belastungs-Stärke, Ausmaß der Fehlstellung, etc.)
- vom Allgemeinzustand des Patienten
- von den Anforderungen und Lebensumständen des Patienten (möglichst guter Erhalt der Lebensqualität und Berufsfähigkeit)
Moderne Spezialimplantate
- Titan (gut verträglich)
- keine Allergien / Unverträglichkeiten
- winkelstabile Schrauben in der Platte für mehr Halt, auch bei weichen osteoporotischen Knochen
- weniger Schrauben erforderlich
- i. d. R. frühere Belastungsmöglichkeit (wichtig für aktive oder verwirrte Patienten)
- Wiederherstellung der Knochenform
- innere Stabilisierung für Übungsstabilität
- keine äußere Schiene erforderlich, um die Gelenkbeweglichkeiten der Nachbargelenke zu erhalten (Daumensattelgelenk sowie Daumengrund- und Endgelenk)
Metallentfernung
Wenn der Knochen verheilt ist, können die Metallimplantate wieder durch einen kleinen operativen Eingriff (Zweitoperation) entfernt werden, in vielen Fällen sogar ambulant.
Bei Kindern sollte das Material nach Abschluss der Knochenheilung in der Regel immer entfernt werden, da der Knochen noch wachsen muss.
Sehnenverletzungen der Hand
Beugesehnen...
sind aufwändiger zu versorgen als Strecksehnen. Sie ziehen sich nach Durchtrennung weiter zurück und verkleben in der Sehnenscheide bei Ruhigstellung.
Daher werden sie operativ genäht.
Anschließend trägt der Patient für sechs Wochen einen Spezialverband, den sog. Kleinert-Verband.
Strecksehnen...
müssen am Endgelenk meist nicht operativ versorgt werden. Hier genügt i. d. R. die Zugentlastung mittels Schiene in Streckstellung.
Bei einer Strecksehnennaht kann eine zeitweise Ruhigstellung durchgeführt werden ohne drohende Verklebungen.