Gallensteine - von lästig bis lebensgefährlich
Chefarzt Dr. Brückner referiert beim 50. Gesundheitsabend der Klinik Bogen - auch Patientensicherheit im Krankenhaus Thema
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Von links: Chefarzt Dr. med. Torsten Brückner, Stellvertretender Landrat Bernhard Krempl, Helmut Muhr, Stadrat Stadt Bogen, Josef Fisch, Bogens 2. Bürgermeister (Foto: Elisabeth Landinger).
Beim 50. Gesundheitsabend der Klinik Bogen vergangenen Donnerstag im Kulturforum Oberalteich hat Chefarzt Dr. med. Torsten Brückner über die leitliniengerechten Behandlungsmöglichkeiten bei Gallensteinleiden und Patientensicherheit im Krankenhaus referiert. Dr. Brückner leitet die Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und minimal invasive Chirurgie an der Klinik Bogen und das MVZ MINAVIS im FachArztZentrum gegenüber. Als Ehrengäste waren der Stellvertretende Landrat Bernhard Krempl, Bogens zweiter Bürgermeister Josef Fisch und Stadtrat Helmut Muhr zugegen. Bürgermeister Fisch eröffnete den Abend mit einem Dank an den Landkreis Straubing-Bogen als Träger und an die Organisatoren der Veranstaltungsreihe. Er betonte die Wichtigkeit der beiden Vortragsthemen, die von den hohen Standards an der Klinik Bogen zeugen, auf die man sehr stolz sein könne.
Lage ausschlaggebend für Symptome und Behandlung
Entzündungen und Koliken infolge von Gallenleiden sind laut Dr. Brückner mit fast 200 000 Operationen pro Jahr in Deutschland sehr häufig. Bei 95 Prozent liegen Steine vor.
Als typische Anzeichen für Gallensteinleiden schilderte Dr. Brückner den krampfartigen Vernichtungsschmerz nach dem Essen mit Schmerzausstrahlung in Schulter und Rücken, aber auch Gelbsucht und Entzündungszeichen. Binnen 72 Stunden sollte bei diesen Symptomen eine Behandlung erfolgen. Gallensteinträger ohne Symptome müssen hingegen nicht behandelt werden.
Die Steinbildung erfolge zumeist unverschuldet aufgrund von Alter, Genetik, weiblichem Geschlecht, Einnahme bestimmter Medikamente und vorangegangener Magenoperationen. Aber auch fettes Essen, Übergewicht und Nikotinkonsum können dazu beitragen, dass sich unbemerkt Gallengries oder -sand und daraus schließlich Steine bilden. Diese sind innerhalb der Gallenblase und im oberen Gallengang eher unproblematisch. Große Steine sind weniger gefährlich als kleine, die in den unteren Gallengangsbereich wandern können. Dort hemmen sie den Abfluss von Verdauungsflüssigkeiten. Die Folge sind Selbstverdauungsprozesse, Entzündungen und Verklebungen wichtiger Organen und Gefäße, was eine Operation erschwert.
Leben ohne Gallenblase problemlos möglich
Standardmäßig werde die Gallenblase komplett entfernt, da dies die Gefahr erneuter Steinbildung weitgehend behebt. „Mit der heutigen ausgewogenen Mischkost ist ein Leben ohne Gallenblase problemlos möglich", versicherte Dr. Brückner. Die OP erfolge minimal invasiv über Schnitte von zwei bis fünf Millimetern im Nabelbereich. Dadurch werde das Risiko für Bauchwandbrüche minimiert und einwandfreie kosmetische Ergebnisse erreicht. Manche Steine können ohne OP oder vorbereitend für eine OP von der Gastroenterologie mit einer Gallengangspiegelung unter Röntgenkontrolle (ERCP) endoskopisch entfernt werden. Die anschließende Fragerunde zeugte von der Häufigkeit des Gallensteinleidens und dem Bedarf der Risikopatienten für eine flächendeckende Notfallversorgung der kurzen Wege, was sogar bei der Urlaubsplanung eine Rolle spielen kann. Umso dankbarer äußerten sich die Anwesenden über die flächendeckende und hochwertige 24-Stunden-Gesundheitsversorgung hierzulande.
Beim Risikomanagement aus der Luftfahrt gelernt
Was zum Erhalt der Qualität speziell für die Patientensicherheit geleistet wird, stellte Dr. Brückner im zweiten Vortrag vor. Maßnahmen aus der Luftfahrt wurden auch im Krankenhaus übernommen, da sich auch hier kleinste Fehler ohne Aufarbeitung zu großen Katastrophen für Leib und Leben aufschaukeln können: ob Seiten- oder gar Patientenverwechslung, Fehldosierung oder im Bauchraum vergessenes OP-Zubehör. Die Fehlerquellen gerade beim Faktor Mensch sind schier unendlich, aber zu 99 Prozent vermeidbar. Beispielsweise das Patientenarmband, wiederholte Abfragen der Patientendaten und die vorherige wasserfeste Markierung des OP-Feldes haben sich bewährt. Ebenso kommen Checklisten und SOPs (engl. „Standard Operating Procedures" für Sicherheit durch feste Routinen) zum Einsatz. Dr. Brückner betonte den Wert einer guten Kommunikation zwischen den Berufsgruppen, offenen Fehlerkultur mit straffreier Fehlermeldung und konsequenter Aufarbeitung. Auch als Patient könne man insbesondere durch Rückmeldung, beispielsweise im Patientenfragebogen, einen wichtigen Beitrag leisten.