4. Mallersdorfer Tag der Männergesundheit - natürlich auch für Frauen -
Patienteninformationsveranstaltung der Urologie
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Termin: Sonntag, 23. Oktober 2016, 13-18 Uhr
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Ort: Klinik Mallersdorf
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Programm: PDF-Flyer zum Herunterladen
Besucherrekord beim 4. Mallersdorfer Tag der Männergesundheit
Einen Besucherrekord hatte der Mallersdorfer Tag der Männergesundheit - natürlich auch für Frauen - in seiner 4. Ausgabe am Sonntagnachmittag zu verzeichnen. Die von der Urologie der Klinik Mallersdorf ins Leben gerufene Veranstaltung zählte allein im Vortragssaal über 130 Besucher, dazu viele weitere an den Informationsständen, Aktionen und medizinischen Vorführungen wie der berührungsfreien Steinzertrümmerung und der endoskopischen OP-Simulation. Bürgermeister Karl Wellenhofer ermutigte in seinem Grußwort als Schirmherr die Besucher: „Spielen wir nicht den harten Mann und gehen wir zur Vorsorge. Bei den Ärzten der Klinik und Praxen der Region sind wir hierbei bestens aufgehoben." Chefarzt Dr. med. Tobias Lindenmeir dankte allen Mitwirkenden am Programm, durch das er mit kurzweiliger Moderation führte.
Essen mit Maß und Ziel genießen
Der Internist und Diabetologe Dr. med. Bruno Brandscherdt widmete sich dem Thema "Das Zuckerl im Mann". Zuckerbedingte Folgeerkrankungen seien häufig und lebensbedrohlich. "Männer haben ab dem 55. Lebensjahr ein doppelt so hohes Diabetesrisiko wie Frauen", legte Dr. Brandscherdt dar. Bewegungsmangel, Fast Food und eine ungesunde Fettverteilung im Bauchbereich stören das empfindliche Zusammenspiel zur Regulierung des Blutzuckers - des "wichtigsten Kraftstoffs für die Körperzellen". Vor dem Griff zum Medikament stehen zunächst Maßnahmen, die den Patienten selbst fordern: Schulung und Selbstkontrolle, Bewegung und Ernährungsumstellung.
Auf letztere ging die Diabetesberaterin und Diätassistentin Elisabeth Mehler näher ein. Gesunde und ausgewogene Mischkost für Mann und Frau unterscheide sich gar nicht so sehr voneinander. Die Referentin erklärte Ernährungspyramide nach neuesten Erkenntnissen. "Erlaubt ist alles", fasste sie zusammen, "aber auf das richtige Maß kommt es an." Dazu empfahl sie: "Kochen Sie möglichst viel selbst, dann wissen Sie, was drinsteckt."
Harninkontinenz: Scham völlig unbegründet
Das Thema Harninkontinenz ist laut Chefarzt Dr. med. Gunnar Krawczak ein häufiges Problem in der Urologischen Praxis und "keinerlei Grund sich zu schämen." Man sei nicht allein mit diesem Leiden, das "eine Katastrophe für die Lebensqualität bedeutet". Neben allgemeinen Risikofaktoren komme bei Frauen die besondere Anatomie und die Belastung der Bänder durch Schwangerschaften hinzu. Der erste Schritt sei, zum Urologen zu gehen für ein ausführliches Gespräch und körperliche Untersuchungen, die heutzutage schmerzfrei durchführbar sind. Die Therapie erfolgt je nach Krankheitsform und Schweregrad konservativ mit Physiotherapie, Beckenbodengymnastik, Verhaltenstraining, medikamentös, mit Injektionen oder operativ, zum Beispiel mit minimal invasiv und spannungsfrei implantierten Spezialbändern. Diese stabilisieren sofort und sehr wirkungsvoll die Harnröhre der Frau.
Keine Gleichberechtigung in Sachen Anatomie
Oberarzt Ireneusz Florian erläuterte die Besonderheiten der Harninkontinenz beim Mann. "Hier gibt es keine Gleichberechtigung", stellte er fest im Hinblick auf den späteren Beginn und die geringere Häufigkeit des Problems bei Männern. Eine Prostatavergrößerung könne eine Drangsymptomatik verursachen. Dazu stören Alterungsprozesse, bestimmte Medikamente, Diabetes, gewisse neurologische Erkrankungen oder in selteneren Fällen auch operative Eingriffe das komplizierte Nervenzusammenspiel zur kontrollierten Blasenentleerung. Verharmlosen sollte man Störungen beim Wasserlassen keinesfalls, da schlimmstenfalls Harnstau und Nierenfunktionsstörungen auftreten können. Die Basisdiagnostik erfolge analog zu der bei Frauen. Männerspezifisch seien jedoch Prostatamedikamente und spezielle Operationen wie die Abtragung von gutartigen Prostatavergrößerungen, außerdem die an die männliche Anatomie angepassten Bänder und Schlingenimplantate.
Meinungsbildner hinken beim PSA-Wert um sieben Jahre hinterher
Abschließend wägte Chefarzt Dr. Lindenmeir die Vor- und Nachteile von Neuerungen in der Diagnostik und Therapie des Prostatakrebses ab. Beim PSA-Wert als Indikator für das Prostatakrebsrisiko blickte er zurück auf frühere Studien, die voreilig Schlüsse über dessen vermeintlich fehlenden Nutzen gezogen hatten. Untersuchungen über längere Zeiträume hätten sehr wohl bestätigt: "Durch ein Vorsorgescreening sterben weniger Menschen." Dr. Lindenmeir warnte außerdem: "Meinungsbildner aus Politik und Entertainment sind sich ihrer enormen Verantwortung nicht bewusst und hängen ihrer Zeit um sieben Jahre hinterher, wenn sie davon abraten." Neuentwicklungen in der Diagnostik, wie die sogenannte MRT-Fusion, dienen im Einzelfall lediglich der Verfeinerung, nicht dem Ersatz der Stanzbiopsie als Primärdiagnostik. Auch robotergestützte Operationstechniken bei Prostatakrebs beleuchtete Dr. Lindenmeir kritisch: "Seit 15 Jahren beweist keine einzige Studie die vielzitierten Vorteile." Verschwiegen werden hingegen oft die zusätzlichen körperlichen Belastungen und technischen Risiken. Laut einer aktuellen Studie von 2016 sei die robotergestützte OP in Bezug auf das onkologische Ergebnis, Kontinenz und Potenz allenfalls gleichwertig und das bei höheren Kosten, die auf die Patienten bzw. auf die Gesellschaft umgelegt werden. Entscheidend sei nach wie vor einzig die Erfahrung des Operateurs.
Vorsorge für sich selbst und den guten Zweck
Dem Aufruf der Urologen, am PSA-Screening teilzunehmen waren im Rahmen der Veranstaltung zahlreiche Männer gefolgt. Die Einnahmen aus der Blutuntersuchung in Höhe von 214,00 Euro rundete die Urologie auf 300,00 Euro auf und spendete sie komplett an die Opfer des Hurrikans auf Haiti.